Fintechs & Strategische Kooperationen

Strategische Allianzen im FinTech-Bereich

Birgit Hass

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FinTechs und ihre passenden Kooperationspartner

Im Zuge der Digitalisierung haben sich in den letzten Jahren viele sogenannte FinTech-Unternehmen etablieren können. Durch eine geschickte Neukonfiguration der Wertschöpfungskette und den intelligenten Einsatz des Internets erbringen sie Leistungen, die bisher in dieser Form und/ oder so günstig nicht erstellt werden konnten.

Wie andere Unternehmen auch leben sie von der entgeltlichen Verwertung der erstellten Leistungen am Markt und sind hier auf einen erfolgreichen Vertrieb angewiesen

Da die meisten FinTech-Unternehmen Neugründungen sind, stehen Ihnen hierfür in der Anfangsphase nur sehr begrenzte Budgets zur Verfügung. Von daher sind strategische Allianzen von großer Bedeutung für den Erfolg und das Überleben in den ersten Jahren. Wer kommt hier als geeigneter Multiplikator und „Verstärker“ in Frage und was motiviert diese Partner, eine strategische Allianz einzugehen?

1. Andere FinTech- oder Startup-Unternehmen

Gemäß dem Grundsatz 1 + 1 = 3 können junge Unternehmen sich gegenseitig helfen und damit einen positiven Zusatzeffekt erzielen. Voraussetzung hier ist, dass es sich einerseits um thematisch verwandte Produktpaletten handelt, die aber andererseits nicht im Wettbewerb zueinander stehen. Beispiel: Zwei Kreditplattformen bieten Kredite mit unterschiedlichen Laufzeiten und unterschiedlichen Höhen an. Die erste 10.000 Euro bis 100.000 Euro für 6 bis 24 Monate, die andere 100.000 Euro bis 1.000.000 Euro für 24 bis 60 Monate. Da hier oftmals Anfragen mit falscher Höhe und/oder Laufzeit gemacht werden, können die beiden Unternehmen diese anstatt abzulehnen an die jeweils andere Plattform weiterleiten. Oder im Rahmen von Vorträgen oder Werbeansprache auf die jeweils andere Plattform hinweisen. Die Gefahr besteht allerdings darin, dass die beiden eventuell in sehr unterschiedlichem Maße von der Aktion profitieren. Auch kann es sein, dass eines der beiden Unternehmen auf die Idee kommt, die eigene Produktpalette auszuweiten und in der Folge nichts mehr weiterzuleiten.

2. IHK und Verbände

Industrie- und Handelskammern und Verbände dürfen keine Werbung für einzelne Unternehmen machen. Wenn Sie aber zu der Überzeugung gelangen, dass das Produkt oder die Dienstleistung der Mehrzahl ihrer Mitgliedsunternehmen große Vorteile bietet, weisen sie gerne in den jeweiligen Verbandsmedien darauf hin. Denkbar ist auch, dass man sich bei Events zusammentut, und das FinTech-Unternehmen beispielsweise bei einer erfolgversprechenden Veranstaltung das Catering sponsort und im Gegenzug dort Werbematerial auslegen oder einen Stand aufbauen darf.

3. Universitäten und Fachhochschulen

Wissenschaftliche Einrichtungen sind stark an dem Kontakt zu jungen Unternehmen interessiert. Zum einen erhöht dies ihren Praxisbezug, zum anderen können sie die Startup-Unternehmen für die Begleitung von Bachelor- oder Masterarbeiten gewinnen oder als Referenten für interne Vortragsreihen oder Vorlesungen. Für das Unternehmen liegt der Vorteil in der Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse, der Erhöhung des Bekanntheitsgrades und in der Akquisition von jungen Nachwuchskräften.

4. Wirtschaftlich Selbstständige

Freiberufler wie Rechtsanwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Notare und auch Finanzberater sowie M&A Berater bieten sich ebenfalls als mittel- und langfristige Kooperationspartner an. Sie erhoffen sich durch die Zusammenarbeit eine erhöhte Kundenbindung, wenn Sie Ihre Mandanten auf das neue, diesen vielleicht bisher nicht bekannte FinTech-Unternehmen und dessen Produkte hinweisen. Vielleicht hat das FinTech-Unternehmen auch Kunden, die als neue Mandanten gewonnen werden können oder aber das junge Unternehmen wird selbst zum Mandanten des Kooperationspartners. Umgekehrt profitiert es von der kostenlosen Nutzung einer professionellen Plattform, Zugang zu neuen Kunden und insbesondere bei bekannten Kooperationspartnern von einem Imagegewinn.

5. Banken

Auch Banken sind wichtige strategische Partner. Sie können sowohl im Kunden- als auch im Investment-Bereich passende Kunden bringen, die sie nicht bedienen können oder auch Investitionen für andere Kunden allokieren. Banken profitieren von der Flexibilität und Schnelligkeit der Fintech Firmen. Durch eine Kooperation mit einem Fintech Unternehmen agieren Banken lösungsorientiert und fortschrittlich. Sie halten damit zufriedengestellte Kunden und zeigen Innovation und Dynamik. Kooperation statt Konkurrenz.

6. Medienpartner

Natürlich sind auch die passenden Print, Online, Radio, TV und Out-of-Home Medien immer attraktive Kooperationspartner. Diese haben nicht nur die Reichweite, sondern auch oft einen hohen Image-Faktor. Sie sind Multiplikatoren und Fintechs profitieren von den bekannten Markennamen. Die Medien selber können die Fintechs nutzen, um über deren Marketing-Kanäle ggf. neue Abonnenten zu gewinnen. So sind beispielsweise Jahrespartnerschaften, Auslagenkooperationen, Gegengeschäfte, Advertorials, Newsrooms und gemeinsame Newsletter Aktionen interessante Formen der Kooperation.

Man kann unterstellen, dass die Chancen auf das Finden potentieller strategischer Partner umso höher sind, je intelligenter das Produktangebot und je größer das Alleinstellungsmerkmal des FinTech-Unternehmens ist. Wer dauerhaft Schwierigkeiten hat, Kooperationspartner zu finden, sollte vielleicht noch einmal sein Geschäftsmodell überdenken.

August, 03 2018

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Birgit Hass

CMO I Top10 Finfluencer 2022 I Beirätin I Mentorin I 360° Marketing- & Kommunikations-Expertin I Superconnector I Founder Finfluencer Circle